Vor einigen Jahren berichteten Meyer und Bernoulli über das Vorkommen von Paniculidin in Solanum paniculatum L. Bei einer erneuten Untersuchung dieser Pflanze gewannen wir aus Wurzeln ein Rohalkaloid, das nach saurer Hydrolyse eine Verbindung der Summenformel C27H45NO2 (Schmp. 182-186°, [α]D -48° in Pyridin, Ausbeute 0,003 % des Trockengewichts) lieferte. Strukturaufklärung ergab, dass es sich um (22R:25S)-3β-Amino-5α-spirostan (I) handelt, ein Steroidalkaloid neuartigen Strukturtyps, bei dem die 3β-Hydroxy-Gruppe des Steroidsapogenins Neotigogenin (II) durch eine primäre Aminogruppe ersetzt ist. Zur Charakterisierung von (I) wurden das Hydrochlorid (Schmp. 280-285°), das N-Acetyl- (Schmp. 266°, [α]D -74,3°) und das N-Salicyliden-Derivat (Schmp. 203-205°, [α]D -42,3°) dargestellt. Das Massenspektrum (positive Ionisierung, M = 415) entspricht dem eines 3-Amino-spirostans, die (25S)-Konfiguration ergibt sich aus dem IR-Spektrum. Desaminierung von (I) mit salpetriger Säure lieferte Neotigogenin (II) (Schmp. 200-202°, [α]D -76,0°), und synthetisiertes (I) stimmte in allen Eigenschaften mit dem natürlichen Alkaloid überein. Paniculidin konnte chromatographisch nicht nachgewiesen werden. In Blättern von S. paniculatum wurden das bisher nicht in der Natur gefundene Neochlorogenin (III) (Schmp. 261-265°, [α]D -65,1°) sowie vermutlich 23-Hydroxyneochlorogenin (IV) (Schmp. 212-214°, [α]D -45,7°) isoliert.