Bei der Untersuchung der Biosynthese von Pyrrolnitrin in Pseudomonas aureofaciens konnten wir ein noch nicht beschriebenes Phenylpyrrolderivat, 4-(2'-Amino-3'-chlornhenyl)-pyrrol-2-carbonsäure, isolieren (1). Die Bildung von zwei weiteren chlorhaltigen Verbindungen durch dieses Bakterium konnte nachgewiesen werden. Die vorliegende Arbeit beschreibt die Isolierung und Charakterisierung der beiden Metaboliten. Pseudomonas aureofaciens (Stamm G 16 bzw. P) wurde in Glyzerin-Minimalmedium mit einem Zusatz von 3×10⁻³ M D-Tryptophan gezüchtet. Sobald in den Kulturen Pyrrolnitrin nachweisbar war, wurde die Fermentation abgebrochen. Das zellfreie Medium wurde mit Essigester bei pH 5,5 extrahiert, die organische Phase im Vakuum eingeengt und an Kieselgel 60 (Laufmittel: Benzol bzw. Essigester-Isopropanol-Wasser 65:24:11) sowie Sephadex LH 20 (Laufmittel: Methanol-Wasser 1:1) chromatographiert. Die erste isolierte Verbindung (Metabolit 1) kristallisierte aus Methanol-Wasser mit einem Schmelzpunkt von 181°C (Zers.) und wurde mittels UV-, IR- und MS-Spektren sowie Mischschmelzpunkt mit synthetisierter 3-Chloranthranilsäure identifiziert. Die zweite Verbindung (Metabolit 2) kristallisierte aus Methanol-Wasser mit einem Schmelzpunkt von 163°C (Zers.) und wurde durch UV-, IR- und MS-Spektren sowie Mischschmelzpunkt mit synthetisierter 7-Chlorindolessigsäure bestätigt. 3-Chloranthranilsäure und 7-Chlorindolessigsäure sind bisher nicht in biologischem Material nachgewiesen worden. Sie treten offensichtlich als Produkte des Tryptophanmetabolismus in Pseudomonas aureofaciens auf, zusammen mit der zuvor isolierten 4-(2'-Amino-3'-chlornhenyl)-pyrrol-2-carbonsäure (1).