Als Modellorganismus für die Biosynthese von Vancomycin-Typ-Glycopeptid-Antibiotika wurde Amycolatopsis mediterranei (Produzent von Balhimycin, dessen Aglycon mit Vancomycin identisch ist) herangezogen. Durch einen Ansatz der Reversen Genetik wurde das Balhimycin-Biosynthesegencluster isoliert, und Geninaktivierungsexperimente im Bereich der Oxygenasegene ergaben die Nullmutante SP1-1. Aus dem Kulturfiltrat dieser Mutante wurden durch HPLC-ES-MS-Kopplung zwei neue biosynthetisch akkumulierte Verbindungen (SP-969 mit relativer monoisotoper Masse 969 und SP-1134 mit 1134) nachgewiesen, während Balhimycin nicht detektierbar war. Die Verbindungen wurden präparativ isoliert und mittels ES-FT-ICR-Massenspektrometrie, Aminosäurenanalyse, Edman-Abbau und NMR-spektroskopie strukturell aufgeklärt. SP-969 und SP-1134 sind die ersten bekannten linearen Biosyntheseintermediate von Vancomycin-Typ-Antibiotika. Die Halogenierung von 3-Chlor-b-hydroxytyrosin (Cht) in den Positionen 2 und 6 findet früh in der Biosynthese statt, gefolgt von oxidativen Ringschlüssen zu Biarylethern und Biphenyl. Die N-Methylierung von Leu sowie die O-Glycosylierung sind vermutlich spätere Schritte. Die Kenntnis der linearen Vorstufen-Peptide ermöglicht nun die kombinatorische Synthese variierter linearer Peptide, die als Substrate für die Cyclisierung dienen könnten, und eröffnet damit den Weg zu neuen semisynthetisch hergestellten Glycopeptid-Antibiotika.