Ein neues Aconitum Alkaloid (X. Mitteil. über Aconitum‐ Alkaloide)

Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series)
1932.0

Abstract

Seit mehr als 10 Jahren werden in unserem Laboratorium beinahe 20 verschiedene, zu den Aconitum-Arten gehörende Pflanzen, die in Japan, Korea und der Mandschurei wachsen, auf die in ihnen enthaltenen Alkaloide untersucht. Hierbei konnten wir bis vor kurzem nur vier Alkaloide - Aconitin, Mesaconitin, Hypaconitin und Jesaconitin - finden. Nur sehr selten ließ sich aus diesen Aconitum-Pflanzen eines dieser Alkaloide allein isolieren, in den meisten Fällen waren einige derselben miteinander vermischt. Neuerdings haben wir nun in Hokkaido - einer nördlichen Insel Japans - wachsende Aconitum-Pflanzen näher untersucht. Dabei fanden wir, daß Aconitum yesoense, Nakai aus Nopporo, Ishikari, wie das schon früher untersuchte Aconitum subcuneatum, Nakai aus Akita und Zenibako, neben etwas Aconitin, hauptsächlich Jesaconitin enthält. Als wir weiter A. lucidudum, Nakai aus Jozankei, nahe bei Sapporo, untersuchten, fanden wir ganz unerwartet ein neues Alkaloid, das wir vorläufig Lucidusculin nennen wollen. Seine Zusammensetzung und seine Eigenschaften sind von denen der oben erwähnten vier Alkaloide wesentlich verschieden. Nach unseren bisherigen Versuchen scheint diese neue Base die Molekularformel C₂₄H₃₃O₄N zu besitzen, doch können sich nach weiterer Untersuchung wohl einige kleine Änderungen als nötig erweisen. Die Base selbst und die meisten ihrer Salze und Derivate besitzen, im Gegensatz zu den oben erwähnten vier Alkaloiden, gute Krystallisationsfähigkeit und größere optische Aktivität. Besonders fesselnd ist die Fähigkeit dieses neuen Alkaloids, sich mit Jodmethyl zu verbinden und ein aus Wasser umkrystallisierbares Pikrat zu liefern. Durch Verseifen mit alkoholischer Kali bildet sich aus Lucidusculin unter Verlust einer Acetylgruppe ein neues Alkamin, das wir Luciculin nennen. Unter den bisher bekannten Aconitum-Alkaloiden hat nur das eine, von Jowett aus in Indien wachsendem Aconitum heterophyllum isolierte und „Atisin“ genannte Alkaloid eine dem Lucidusculin nahekommende Zusammensetzung C₂₄H₃₃O₄N. Atisin ist amorph, gibt aber krystallisierende HCl- und HBr-Salze und enthält keine Methoxylgruppe. Bei der Behandlung mit alkoholischer Kali gibt es keine Säure, verändert sich aber zu einer anderen Base, die in ihrer Zusammensetzung ein Molekül Wasser mehr enthält. Nach dieser Ähnlichkeit in der Zusammensetzung der so gebildeten neuen Base C₂₄H₃₅O₄N·H₂O und des oben erwähnten Luciculins C₂₄H₃₅O₄N wird man wohl einige nähere Beziehungen zwischen diesen beiden Substanzen annehmen dürfen. Da Atisin als einfachstes, bisher bekanntes Aconitum-Alkaloid für die Konstitutions-Ermittlung der Alkaloide dieser Gruppe große Bedeutung haben würde, wollten wir es uns beschaffen, doch war dies wegen der großen Entfernung nicht möglich. Daher ist die Entdeckung des neuen Alkaloids Lucidusculin in unserem eigenen Lande von diesem Gesichtspunkt aus sehr erfreulich.

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