Chemische Untersuchungen über Aspergillus echinulatus, I. Mitteilung

Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft (A and B Series)
1943.0

Abstract

Schon 1933 konnte der eine von uns aus in Zersetzung begriffenen vegetabilischen Rückständen einen lebhaft gefärbten Schimmelpilz isolieren, der sich auf Agar-Melasse-Nährböden gut entwickelte und schöne citronengelbe Mycele bildete, die große Mengen eines durch die üblichen organischen Lösungsmittel schon in der Kälte leicht extrahierbaren Pigments enthielten. Das Pigment befindet sich in den Perithecien, die in frischen Kulturen schon bei schwacher Vergrößerung als honiggelbe Kugeln von charakteristischem Fettglanz erscheinen, während die seltenen conidialen Bildungen, die man im allgemeinen an den Rändern der Kulturen beobachtete, deutlich graugrün gefärbt sind. Auf Grund der mykologischen Analyse1) wurde der Pilz mit Aspergillus echinulatus (Delacroix, Thom und Church) identifiziert. Über seine Natur liegen bisher noch keine Literaturangaben vor. Bei der Isolierung des Pigments im krystallisierten Zustand traten zunächst erhebliche Schwierigkeiten auf, u. a. auf Grund der angewendeten Technik der Züchtung auf festen Nährböden; es konnte jedoch festgestellt werden, daß im trocknen Mycel nach der Extraktion des Pigments erhebliche Mengen einer weißen Substanz von sterinartigem Aussehen enthalten waren, die aus siedendem Alkohol in winzigen weichen Nadeln vom Schmp. 242-243° (ohne Zers.) krystallisiert. Die Untersuchungen mußten aus verschiedenen Gründen abgebrochen werden, wurden jedoch 1940 von uns wieder aufgenommen und führten zur Isolierung zweier gut krystallisierter Pigmente: Das eine, in größerer Menge vorhandene, krystallisierte in schön goldgelben Täfelchen von der Zusammensetzung C_{19}H_{28}O_3 und vom Schmp. 109-110°, das andere in geringerer Menge vorhandene von der Zusammensetzung C_{19}H_{22}O_3, bildete prachtvoll orangerote Nadeln vom Schmp. 152-153°. Wir mußten indessen bald feststellen, daß zwei Verbindungen mit denselben Bruttoformeln, die nach ihren physikalischen Eigenschaften offenbar mit den unseren identisch waren, bereits von Raistrick, Gould und Mitarbeitern2) aus verschiedenen Varietäten von Aspergillus glaucus Link isoliert worden waren; sie treten in wechselnden Mengen neben zwei anderen Pigmenten von bekannter, vom Oxyanthrachinon abgeleiteter Struktur auf, dem sogenannten Physcion (Methylather des Emodins) und dem Erythroglaucin. Die genannten Autoren glaubten, die beiden ersten Pigmente, die sie Flavoglaucin und Auroglaucin nannten, als charakteristisch für die Gruppe des Aspergillus glaucus ansehen zu können; diese Ansicht kann offensichtlich nicht mehr aufrechterhalten werden, nachdem wir diese Pigmente in erheblichen Mengen im Aspergillus echinulatus entdeckt haben3). In vier zwischen 1934 und 1939 veröffentlichten Arbeiten bemühten sich jene Autoren, die Struktur des Flavoglaucins und des Auroglaucins aufzuklären. Sie kamen jedoch nicht zu endgültigen Ergebnissen, außer zu interessanten Schlußfolgerungen über die analoge Konstitution der beiden Pigmente, wonach sie sich nur durch die Anzahl ihrer Doppelbindungen unterscheiden sollten, zum Nachweis einer Keton-Carbonyl-Gruppe und einer normalen Kette von wenigstens 8 C-Atomen im Flavoglaucin (Bildung von Caprylsaure bei der Oxydation) und zur Aufstellung wohldurchdachter Hypothesen über die Natur der beiden Stoffe. In keiner der genannten Arbeiten findet sich jedoch ein Anzeichen dafür, daß neben den beiden Pigmenten der weiße Stoff von sterinartigem Aussehen vorkommt, den wir in reichlicher Menge im Aspergillus echinulatus antroffen haben. Angesichts dieser Untersuchungen erscheint es uns notwendig, unsere bisherigen Versuchsergebnisse über diese weiße Substanz zu veröffentlichen, die wir wegen ihrer Herkunft Echinulin4) nennen wollen; wir behalten uns jedoch vor, zur gegebenen Zeit auch unseren Beitrag zur Frage der Konstitution des Flavoglaucins und des Auroglucins zu liefern.

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