Die Ranunculaceen, zu denen die Nigellaarten zahlen, gehören zu den alkaloidreichsten Pflanzenfamilien. Die Hydrastis-, Aconitum- und Delphiniumarten haben eine ganze Reihe von Alkaloiden geliefert, und eine reiche wissenschaftliche Tätigkeit ist der Aufhellung ihrer Zusammensetzung gewidmet. In der Tat ist auch die Durchforschung einer derartig artenreichen Familie hinsichtlich ihrer Alkaloide von hervorragendem Interesse; denn je umfangreicher das Material ist, das sich auf Grund seiner Herkunft in Zusammenhang bringen läßt, desto durchsichtiger und klarer müssen die Beziehungen hervortreten, die zwischen der Entstehung und Bildung, der chemischen Konstitution usw. der vorkommenden Basen obwalten. Anschließend an die früher von mir ausgeführten Untersuchungen über das Damascenin aus den Samen von Nigella damascena habe ich versucht, die übrigen Nigellaarten, deren Samen für mich erreichbar waren, daraufhin zu prüfen, ob und welche Alkaloide darin vorhanden seien und in welcher Beziehung sie zum Damascenin stünden. Solche Untersuchungen haben ja noch ein anderes Interesse, nämlich vom pharmazeutischen bezw. pharmakologischen Standpunkte aus. Die Sem. nigellae gehören ja auch zu den zahlreichen Arzneidrogen, die vor Zeiten geschätzt, jetzt ein fast vergessenes Dasein führen. Eine nach der anderen verschwanden sie aus den Arzneibüchern, seitdem die Chemie lehrte, nicht nur die wirksamen Bestandteile rein zu gewinnen, sondern auch künstlich Arzneimittel zu bereiten, die in keiner Droge natürlich vorkommen. Man fand Stoffe, die eine gewünschte Wirkung sicherer hervorbrachten, als es die alten Heilkrauter taten, und viele der letzteren mußten es sich gefallen lassen, als ganz wirkungslos erkannt zu werden. Wenn nun trotzdem eine große Zahl in der Volksmedizin nach wie vor ihren Platz behauptet, so ist es für den Apotheker und Pharmakologen sicher von Interesse, festzustellen, ob sich Bestandteile nachweisen lassen, denen die behauptete physiologische Wirkung zugeschrieben werden kann. Obwohl das nun durchaus nicht immer alkaloidartige Körper sein müssen, so wird man doch in erster Linie darauf fallen, da sie sich im allgemeinen durch die kraftigste Einwirkung auf den Organismus auszeichnen.