Ich habe daher, als vor nunmehr 3% Jahren Herr Geheimrat Prof. Dr. E. Schmidt mir das interessante Arbeitsgebiet in dankenswertester Weise überliess, auf die Darstellung der Alkaloide die grosste Sorgfalt und Aufmerksamkeit verwendet, um die noch zweifelhaften Punkte aufkllren zu konnen. Die Erfahrungen, die ich dabei zu sammeln Gelegenheit hatte, sind durchaus derart, dass man einesteils wohl a priori bestehende Verschiedenheiten annehmen darf, andernteils aber auch die Darstellungsmethode for dieselben verantwortlich machen muss. Folgende Zahlen sprechen fiir sich selbst: Wlihrend H. Ziegenbein 1894 bei der Verarbeitung von 10 kg Corydalisknollen im ganzen 108 g Alkaloid erhielt und zwar 57 g Corydalin, 41 g Bulbocapnin, 6 g Corycavin und 4 g Corybulbin, gewann Martindale 1897 nur etwa 90 g, die im wesentlichen einzig aus Corydalin bestanden. H. Wagner, der sich irn Jahre 1898 auf meine Veranlaasung mit den Corydalisalkaloiden beschZlftigte, konnte ca. 118 g krystallisierte Basen, unter denen das Corydalin bei weitem iiberwog, und noch etwa 50 g amorphe Basen isolieren, und zwar im wesentlichen nach derselben Methode, die H. Ziegenbein angewandt hatte.Im Frtihjahr 1900 nahm ich dann selbst die Darstellung in die Hand und erhielt nach einem wesentlich modifizierten Verfahren aus 10 kg Knollen rund 400 g Alkaloide, von denen 288 g krystallisiert waren. Dabei ist das Corytuberin, welches auf andere Weise als die ilbrigen Alkaloide abgetrennt wird, noch nicht einmal inbegriffen.Bei einer zweiten noch rationeller durchgefiihrten Darstellung aus demselben Material betrug die Gesamtmenge der Alkaloide sogar noch etwas mehr, darunter etwa 200 g amorpher Basen, von denenaber die Hauptmenge durch ein geeignetes Verfahren ebenfalls noch als krystallisierte, zum Teil bisher noch nicht bekannte Alkaloide gewonnen werden konnte. Der Alkaloidgehalt des letzten Ausgangsmaterials betrug demnach etwa 5 Prozent.Es beruht hauptslchlich auf zwei bekannten Prinzipien, dem der fraktionierten Krystallisation und dem der partiellen Stittigung.Man wird zugeben miissen, dass sich die beschriebene Darstellungsmethode nicht durch grosse Einfachheit auszeichnet; aber sie hat ihre Schuldigkeit im vollsten Make gethan. Hat sie doch zur Erkennung dreier neuer, gut charakterisierter und schon krystallisierender Basen gefiihrt, ohne dass jedoch damit die Zahl derselben erschbpft ware. Denn die drei Basen Isocorybulbin, Corycavamin und Corydin sind nur diejenigen, welche in gr6sserer Menge auftreten. Ausserdem erhielt ich noch eine krystallisierte Base vom Schmelzpunkt 1360, die mit Corydalin nicht identisch ist und ein schwer losliches salzsauxes Salz liefert, leider jedoch in so kleiner Menge, dass sie noch nicht analysiert werden konnte, ferner eine amorphe Base, die ein prachtvoll krystallisierendes, schwerlosliches salzsaures Salz bildet und endlich noch amorphe Basen, deren Salze ebenfalls amorph sind.Danach haben wir es in den Wurzelknollen von Corydalis cava mit mindestens 11 verschiedenen Alkaloiden zu thun, wahrscheinlich aber ist die Zahl derselben noch grasser, so dass wir in Corydalis cava ein wnrdiges Seitensttick zu Papauer smniferum resp. dem daraus gewonnenen Opium zu erblicken haben.