Wenn in den vorstehenden Arbeiten voii W. K 1 e e als einzige Alkaloide von Papaver orientale das The b a i n und das I s othe b a in genannt werden, so ist dies nur insofern berechtigt, ah sie gegeniiber vorhandenen Nebenalkaloiden so stark vorwiegen, da13 die letzteren selbst bei der Verarbeitung von recht reichlichem Rohmaterial nur in sehr geringfiigigen Mengen abfallen. Da aber gerade die Nebenalkaloide, wie ich bereits mehrfach betont habe, deswegen von grol3tem Interesse sind, weil sie berufen sein diirftsn, einen Einb1ick.b den Werdegang der Alkaloide und vor allem der Hauptalkabide einer Pflanze zu verschaffen, so habe ich mich der miihsamen und zunachst scheinbar etwas undankbaren Aufgabe unterzogen, die bei der Darstellung der Hauptalkaloide abgefallenen ,,amorphen Alkaloide" einer systematischen Durchforschung zu unterwerfen. Es ist mir nach Clem unten geschilderten Verfahen, das sich in der Hauptsache dem bei der Trennung der Corydalisalkaloide mit so ausgezeichnetem Erfolge angewandten anlehnt, festzustellen gelungen, daQ in dem amorphen Basengemisch auhr Thebain und Isothebain mindestens noch zwei Alkaloide ohne Phenolcharakter und mindestens drei Alkaloide mit Phenolcharakter vorliegen. Eine genaue Charakterisierung war nur bei einem dieser Alkaloide moglich, das aus dem nichtphenoliachen Anteil in einer nur einige Zentigramm betragenden Menge herausgearbeitet werden konnte und sich als identisch mit dein P r o t o p i n erwies. Die zweite Nichtphenolbase, welche nicht; krystallisiert erhalten werden konnte, mochte etwa ein Dezigremm ausmachen. Infolge Versagens dea elektrischen Thermoregulators ging sie leider verloren, ehe sie in ihren Eigenschaften festgelegt werden konnte. Andeutungen fur die Existenz einer dritten Base ohne Phenolcharakter sind vorhanden.Aus dem Basengemisch mit Phenolcharakter iieR sich ein Alkaloid isolieren, das seiner geringen Menge wegen zwar nichtl) Diesea Archiv 249, 498 (1911). J. Gladamer: Nebenalksloide von Papever orientale. 276analyeiert- werden konnte, in seinen Eigenschaften aber so sehr an das Glaucin erinnerte, daD ich es in die Gruppe des Glaucinsl), wenn auch mit allem Vorbehalt, einreihen mochte. Es wiirde also in dem Kern I des beistehenden Formehbildea an 2 und 3 je eineMethoxylgruppe stehen miissen. Die sicher nachgewiesene Phenolgruppe konnte nur in 6 oder 6 ihre Stellung haben. Ob dann auI3erdem in 6 oder 5 noch eine Methoxylgruppe vorhanden ist, muI3 dahingestellt bleiben. Fth die Zugehorigkeit des neuen Alkaloides, daa man vielleicht G I a u c i d i n nennen konnte, zur Glaucingntppe sprechen die Farbreaktionen und vor allem die GroBenordnung dee spezifischen Drehungsvermogene, nach dem eine Aehnlichkeit mit der isomeren Corytuberingruppe als auegeschlbssen bezeichnet werden dad. Der Versuch, daa Glaucidin durch Methylierung in Glaucin iiberzufiihren, ist nicht einwandfrei gegltickt, wie aus dem experimentellen Teil zu ersehen ist. Der Identitiitsbeweis konnte nur mit HiIfe der Farbreaktionen versucht werden; in dieser Hinsicht gleicht aber schon das Glaucidin dem Glaucin so auhrordentlich, daB eine sichere Entscheidung unmoglich war. Es iet auch sehr wohl denkbar, daD das Glaucidin im Kern It nur eine Phenolgruppe in 5, aber keine Methoxylgruppe in 6 besitzt. Dann wiirden sich interessanb Beziehungen zu dem Hauptalkaloid , dem Ieothebain, ergeben.Die Verhaltnisse scheinen widerum darrtuf hinzuweisen, daB in iihnlicher Weise wie bei Curydalis cava eine gemeinaame Muttersubstanz angenommen werden muD, welche sich in verschieden weit vorgeschrittenem Stadium der Methylierung zu einem Phenanthreqderivat - Ieothebain, Glaucidin, Thebain - kondensiert . Die weitere Untersuchung muD emt noch lehren, ob das Glaucidin, wie Glaucin in Corydalie cava, nur in den oberirdischen Teilen der Pflanze entsteht oder auch in den Wurzeh vorkommt. Daa eingehende Studium des orientalischen Moh dtirfte sicher noch manchen wichtigen Fingerzeig zur Losung der Frage nach der Entstehung und biologiechen Bedeutung der Alkaloide zu geben imetmde276 J. Ct ad amcr: neb en alkaloid^ von Pepaver orienta'o. sein. Ich habe daher mit dem Leiter des hiesigen Universitittsinstituts ftir landwirtschaftliche Pflamenproduktiomlehre ein Abkommen getroffen, welches mich in den Stand Betzen Wid, systematisch weiter zu arbeitan.